"Die Bildung wird täglich geringer, weil die Hast größer wird."
Friedrich Wilhelm Nietzsche
logo pistolen

Akademie Wertheriade 14

Salonopern-Pasticcio in zwei Teilen
von Nicolas Trees
Ur- und Erstaufführungen von Werken von Felice Blangini, Carlo Coccia, Isabella Colbran, Franz Seraph Destouches, Ferdinand Hiller, Johann Nepomuk Hummel, Saverio Mercadante, Ferdinando Paër, Gioachino Rossini, Franz Schoberlechner, Karl Vollweiler u.a.
In Zusammenarbeit mit der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München
In musikwissenschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Centro Superior de Investigación y Promoción de Música der Unversidad Autónoma Madrid


Wertheriade im Comoedienhaus

Mittwoch, 24.9.2014 - 19.30 Uhr
Comoedienhaus Hanau-Wilhelmsbad

Uraufführung / Première

Szenische Aufführung
Comoedienhaus Wilhelmsbad Betriebsgesellschaft in Hanau mbH.
Im Rahmen der "Woche der historischen Theater 2014"
Mit freundlicher Unterstützung durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain

Werkeinführung: 19.00 Uhr
   Ensemble
Wertheriade in der Schlosskirche
Freitag 17.10.2014 - 19.30 Uhr
Schlosskirche Bad Homburg vor der Höhe


Konzertante Aufführung
Bad Homburger Schlosskonzerte / Kulturkommunikation Karl-Werner Joerg
Mit freundlicher Unterstützung durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain

Wertheriade im Feenreich

Freitag, 25.10.2014 - 19.30 Uhr
Schloss Esterházy, Eisenstadt (Burgenland / Österreich)

Haydnsaal

Szenische Aufführung
classic. Esterházy 2014

Werkeinführung: 18:00 Uhr im Empiresaal

Velada musical de salón

Freitag, 21.11.2014 - 19.30 Uhr
Auditório Nacional, Madrid

Sala de Cámara

Konzertante Aufführung
Universidad Autónoma de Madrid (UAM)
Centro Superior de Investigación y Promoción de la Música (CSIPM)
Eröffnungskonzert im Rahmen des "XLII Ciclo de Grandes Autores e Intérpretes de la Música"

Werkeinführung: Mittwoch, 20.11.14 um 13.00 Uhr in der Aula de Música der UAM.
Zum Projekt:

2014 ist ein Werther-Jahr: Die Publikation der Erstausgabe von Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers 1774 jährt sich zum 240. Mal. Wir erweisen diesem Meisterwerk der Weltliteratur eine Hommage, wollen daran erinnern, wie wichtig der Roman als Inspirationsquelle für das Musiktheater des frühen 19. Jahrhunderts war und jene kostbaren Zeugnisse vergessener kompositorischer Schaffenskraft neu bekannt machen.

Die Akademie Wertheriade 14 inspiriert sich an zwei historischen Veranstaltungsformen:

- An der musikdramatischen Form eines Pasticcio:
Dieser Begriff bezeichnet ein inhaltlich in sich geschlossenes Musiktheaterwerk, das Ausschnitte mehrerer Operntitel und/oder Komponisten enthält. Pasticci werden ab ca. 1700 bis weit ins 19. Jahrhundert an vielen (vor allem kleineren) Opernhäusern gespielt.

- Am Programm einer musikalischen Soirée, wie sie in den europäischen Metropolen des 19. Jahrhunderts stattfinden.

Die Proben-, Arbeits- und Produktionsstrukturen des Projektes entsprechen dem Funktionsprinzip einer italienischen Accademia:

Die Mitwirkenden sind, neben jungen und international tätigen Künstlern, Studierende und Absolventen aus unterschiedlichen Kunstsparten und europäischen Universitäten. Basierend auf diesem "Werkstatt-Prinzip" und dank den internationalen Kooperationen und Studienprojekten verbindet die Wertheriade 14 in einzigartiger Weise akademische Forschungsarbeit und Ausbildung mit angewandter Musiktheater-Praxis.

Musikwissenschaftliches Team der Universidad Autónoma de Madrid

  • Prof. Dr. Begoña Lolo, Leitende Projektkoordination
  • Dr. Adela Presas, Musikwissenschaftliches Coaching / Projektkoordination
  • Dr. Gustavo Sánchez, Musikwissenschaftliches Coaching / Projektkoordination
  • Andrés Guillermo Díez Blanco, Musikwissenschaftliche Betreuung / Transkription
  • Amalio Gonzáles Sánchez, Musikwissenschaftliche Betreuung / Transkription
  • Juan Camilo Sánchez Carranco, Musikwissenschaftliche Betreuung / Transkription


Detailliertes PROGRAMM und WERKKOMMENTARE

Wertheriade im Comoedienhaus
Uraufführung

Werkkatalog

Erster Teil:

Karl Vollweiler
TRIO CONCERTANT SUR DES THÉMES ITALIENS - Op. 15
Konzertantes Trio nach italienischen Themen - Op. 15

Daraus:
Larghettto
(nach: Gaetano Donizetti - Lucia di Lammermoor, Chi mi frena in tal momento - Finale II)

Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14

Mehr zum Komponisten und zum Werk

Karl Vollweiler (1813-1846)
Trio concertant sur des thèmes italiens pour Piano-Forte, Clarinette et Violoncelle
Konzertantes Trio auf italienische Themen für Klavier, Klarinette und Violoncello
- Erstveröffentlichung Hamburg/Leipzig - ca. 1846
- Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14
Weitere Aufführungsdaten: unbekannt

Der Komponist:
Karl Vollweiler wird 1813 in Hanau geboren. Je nach Quelle sind alternativ Frankfurt a.M. oder Offenbach als mögliche Geburtsorte überliefert. Gesichert ist, dass er seine Jugend in Hanau verbringt. Er wird Schüler seines Vaters, des Cellisten und Klavierlehrers Johann Georg Vollweiler (der ebenfalls Ferdinand Hiller unterrichtet). Der junge Karl entpuppt sich als begabter Pianist und gibt in Frankfurt und im Umland Konzerte. 1835 lässt er sich in St. Petersburg nieder. Dort trifft er Franz Liszt, der Vollweiler zutiefst beeindruckt. Die beiden Musiker freunden sich an. 1847 will Karl seinen kranken Vater in Deutschland besuchen und erfährt während der Reise von dessen Tod. Seelisch zerrüttet kommt er im Januar 1848 in Heidelberg bei seiner Schwester an und stirbt kurz darauf. Sein kompositorisches Oeuvre wird heute nicht mehr gespielt. überliefert sind mehrere Lieder, Kammerstücke, darunter drei Klaviertrios sowie verschiedene Salonkompositionen.

Der Nachruf in der Leipziger Allgemeinen Musikzeitung Nr.30 vom Juni 1848 charakterisiert Vollweilers Schaffen "durch tiefe innige Empfindung, [...] und eine bis in die letzten Details gehende, sorgfältige Ausarbeitung" und empfiehlt zum Schluss: "Möchte sich doch ein Verleger entschließen, das Beste von Vollweilers nachgelassenen Werken herauszugeben. Er würde gewiss den Dank Vieler gewinnen." Die Empfehlung von 1848 hat bis ins Jahr 2014 nichts von ihrer Aktualität verloren.

Zur Werkgeschichte:
Das Trio concertant auf italienische Themen für Klavier, Klarinette und Violoncello könnte man auch mit Donizetti meets Hanau übertiteln, denn das Werk verarbeitet effektvoll Themen aus populären Opern des Meisters aus Bergamo. Es findet seinen Ursprung in den beliebten, potpourriartigen Salonbearbeitungen des 19. Jahrhunderts, wie sie bei Privat- und Hauskonzerten zur Aufführung kommen. Es handelt sich um einen internationalen und lukrativen, von kommerziellen Gesetzmäßigkeiten diktierten Markt, den selbst die gefeiertsten Komponisten dieser Zeit, wie Rossini oder Donizetti, persönlich mit ihren Salonstücken bedienen.

Vollweilers Trio paraphrasiert in eigenwilliger und origineller Weise Themen aus Donizettis bekanntesten Opern der Zeit: Lucrezia Borgia (1833), Lucia di Lammermoor (1835) und La Favorite (1840) und setzt sie in völlig neue, unerwartete musikalische Zusammenhänge




Franz Seraph Destouches
TURANDOT - Op. 15
Bühnenmusik zu Schillers "tragicomischem Mährchen"
Turandot, Prinzessin von China nach Carlo Gozzi (1802)
Salontranskription "Turandot von Schiller mit Musik und für PianoForte und die Begleitung einer Violin"

Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14

Daraus:
Entracte à la chinoise
Orientalischer Marsch

mehr zum Komponisten und zum Werk

Franz Seraph Destouches (1772-1844)
Turandot, Op. 15
Bühnenmusik zu Schillers "tragicomischem Mährchen" Turandot, Prinzessin von China nach Carlo Gozzi (1802)
alontranskription "Turandot von Schiller mit Musik und für PianoForte und die Begleitung einer Violin" (Ausschnitte)
Erstveröffentlichung Augsburg - ca. 1805
Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14
Weitere Aufführungsdaten: unbekannt. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei der vorliegenden Produktion um eine öffentliche Uraufführung der Salontranskription handelt

Der Komponist:
Destouches übersiedelt 1820 als hessischer Hofkapellmeister nach Bad Homburg zu Landgraf Friedrich VI. von Hessen-Homburg, wo er bis 1841 wirkt. Seinen Lebensabend verbringt der Komponist in seiner Heimat- und Geburtsstadt München, wo er 1772 als Sohn eines bayerischen Finanzbeamten das Licht der Welt erblickte. Er erhält seine musikalische Ausbildung von 1787 bis 1791 als Schüler Haydns und ist parallel dazu in der Hofkapelle der Fürsten Esterházy als Cellist engagiert. Ab 1799 verpflichtet ihn Herzog Karl August als Konzertmeister, später als Hofkapellmeister nach Weimar. Damit wird er dort zum Vorgänger von Johann Nepomuk Hummel, der in der Wertheriade ebenfalls mit zwei Werken vertreten ist. Der junge Destouches lernt Goethe kennen und freundet sich mit Schiller an.

Zur Werkgeschichte:
In Weimar entstehen in dichter Folge die zentralen Stücke von Destouches' Gesamtoeuvre: die Bühnenmusiken zu Schillers Dramen, darunter Wallensteins Lager (1798) und Wilhelm Tell (1804). Einige davon erfreuen sich im Anschluss an die jeweiligen Uraufführungen derart großer Beliebtheit, dass sie vom Komponisten selbst als Kammer- oder Salonarrangements für Soloinstrumente oder kleines Instrumentalensemble zum Privatgebrauch umgeschrieben werden. Aus Turandot erhalten sind ein Orientalischer Marsch, ein Entres-Actes à la Chinois [sic!] (chinesische Zwischenaktmusik) und eine Marche Lugubre (Trauermarsch).




Ferdinand Hiller
GUARDA CHE BIANCA LUNA - Arietta
Text: Jacopo Vittorelli
Keine Aufführung nachgewiesen
Transkription: Mark Pogolski

Uraufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14

mehr zum Komponisten und zum Werk

Guarda che bianca luna (Siehe den weißen Mond)
AriettaArietta von Ferdinand Hiller (1811-1888

Text von Jacopo Vittorelli (1749-1835)
Musik unveröffentlicht, Autograph - 1837, datiert: "Milano, 28.11.1837"
Arbeitsbasis für dieses Projekt: Handschriftliches Manuskript des Komponisten
Transkription: Mark Pogolski

Öffentliche Uraufführung im Rahmen der
Akademie Wertheriade 14
Weitere Aufführungsdaten: unbekannt
In italienischer Sprache

Besetzung:
Carlotta (Sopran), Verter (Tenor), Klavier

Inhalt:
Ein Verliebter besingt den weißen Mond am nachtblauen Himmel und richtet seine schwärmerischen Worte an eine Frau, die seine Seufzer noch immer nicht erhört hat.

Der Komponist:

Ferdinand Hiller
gehört zu jenen Komponisten, welche durch die selektierende Wahrnehmung deutscher Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ebenso radikal wie nachhaltig aus dem Bewusstsein eines breiten Publikums eliminiert worden sind - eine angemessene Neubewertung seines Schaffens ist auch 2014 nicht in Sicht. Er wird am 24.10.1811 in Frankfurt a.M. in eine jüdische Kaufmannsfamilie hineingeboren. Sein Vater Justus (ursprünglich: Isaac Hildesheim) handelt mit Textilien.
In Weimar akzeptiert Johann Nepomuk Hummel den jungen Ferdinand als Schüler, und er wird Goethe vorgestellt. Diese musikgeschichtlichen und musiktopographischen Querverbindungen machen eine der Besonderheiten dieses Projektes aus: Wie Hiller ist auch der nachfolgend vorgestellze Franz Schoberlechner ein Schüler Hummels. Ab 1825 lebt der Musiker in Paris, 1836 wieder in Frankfurt, später in Italien und London. Er ist mit Mendelssohn-Bartholdy, Rossini, Schumann, Chopin, Liszt und Berlioz eng befreundet und auch als Journalist, Musikschriftsteller und Dirigent aktiv. Ab 1850 arbeitet Hiller in Köln, gründet die heutige Musikhochschule und wird langjähriger musikalischer Leiter des Gürzenich-Orchesters.
Sein Oeuvre ist immens und umfasst Opern, Oratorien, Konzerte, Lieder und alle Formen von Kammermusik. Es ist bis heute nur punktuell erschlossen, weder systematisch erforscht noch in irgendeiner Form katalogisiert. Sein kompositorischer Stil ist eigenständig und widersetzt sich jeglicher schlagwortartigen Kategorisierung. Er trägt den Stempel der Romantik, verleugnet nie seine Sympathie für mediterrane musikalische Idiome und lässt - ähnlich wie Mendelssohn-Bartholdy - immer wieder klassische Wurzeln durchhören.

Zur Werkgeschichte:

Der italienische Schriftsteller Jacopo Vittorelli veröffentlicht Guarda che bianca luna im Jahr 1784 als fünftes Gedicht in seinen Anacreontiche. Der Text - historisch gesehen der eigentliche "Hit" dieses Projektes - erweist sich schnell als beliebte Grundlage für romantische Vokalkompositionen und wird von mehreren großen Musikern der Zeit - darunter Schubert, Bellini und Verdi - vertont. Hillers Version entsteht 1837 während seines Italienaufenthaltes. Die leicht schwermütigen und schwebenden Melodiebögen zaubern in emphatischen Steigerungen die Atmosphäre eines mediterranen Notturno.
Das Werk stellt eine echte Rarität dar: Zu Hillers Lebzeiten scheint es nie gedruckt worden zu sein und ist heute nur in der Handschrift des Komponisten überliefert. Die präzise Datierung lässt auf eine Komposition schließen, die für den Privatgebrauch, möglicherweise für eine Aufführung im Rahmen eines Musiksalons entstanden ist. Selbst unter diesem Gesichtspunkt stellt die übernahme der Arie in die Wertheriade 14 - in Hillers Geburtsland Hessen - eine öffentliche Uraufführung dar.




Johann Nepomuk Hummel
VARIATIONEN üBER DEN MARSCH AUS ISOUARDS CENDRlLLON
FüR DAS KLAVIER - Op. 40

Daraus: Variationen V & VI

mehr zum Komponisten und zum Werk

Johann Nepomuk Hummel (1778-1837)
Variations sur la Marche de l'Opéra Cendrillon pour le Piano-Forte, Op. 40 - Variationen V & VI
Variationen über den Marsch aus der Oper Cendrillon für das Pianoforte, Op. 40

Erstveröffentlichung: Wien - ca. 1811

Der Komponist:

Johann Nepomuk Hummel verbindet im Sinne einer spielerischen Schlagwortkategorisierung dieses Projektes die "Wiener Klassik" mit der "Weimarer Klassik":
Der Komponist, Zeit seines Lebens als Klaviervirtuose gefeiert, wird 1804 Haydns Nachfolger in Eisenstadt, 1811 vom Fürsten Nikolaus II. Esterházy aber unehrenhaft aus seinen Diensten entlassen. 1819, ein paar Jahre später, findet er seinen Weg als Hofkapellmeister nach Weimar. Mit Goethe ist er persönlich bekannt und befreundet. Im Rahmen des Briefwechsels zwischen dem Dichterfürsten und Zelter findet der Komponist sogar Eingang in die Weltliteratur.
In Weimar erwirbt er sich als Klavierpädagoge außerordentlichen Ruhm: Zu seinen Schülern zählen Henselt und Thalberg, aber auch Ferdinand Hiller - genau so wie vorher in Eisenstadt Franz Schoberlechner. Hummel, heimlicher "Doyen" unter den Komponisten dieser Wertheriade, steht, gemeinsam mit seinen beiden Schülern, exemplarisch für das Anliegen dieses Projektes, musikhistorische Fakten und Netzwerke nicht nur zu dokumentieren, sondern auch als emotionelles und sinnliches Klangerlebnis zu vermitteln.

Werkgeschichte:

Die Variationen Op. 40 entstehen in Hummels letzten Eisenstädter Jahren, wahrscheinlich zeitgleich mit einer Einrichtung von Niccolò Isouards Opéra comique Cendrillon (Aschenbrödel, Paris - 1810), die der Komponist für eine Aufführung im Schloss Esterházy im Jahre 1811 erstellt. Den Klavierauszug dazu widmet er Nikolaus II.
Op. 40 zitiert und variiert einen damals beliebten Marsch aus Isouards Oper, der als Bestandteil des Finales zum II. Akt erklingt: Die Gäste beim Ball des Prinzen besingen die Schönheit Cendrillons.




Carlo Coccia
CARLOTTA E VERTER
Dramma per musica von Gaetano Gasbarri
nach der gleichnamigen Komödie von Antonio Sografi

Daraus: Ei tornò / Ingiusto, il cor mi laceri
Duettino aus dem 1. Akt (Finale Nr. 7)
Transkription und Kadenzen: Mark Pogolski

Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14
mehr zum Komponisten und zum Werk

Carlotta e Verter
Dramma per musica von Carlo Coccia (1782-1873)
Libretto von Gaetano Gasbarri (o.J.) nach der Komödie Carlotta e Verter von Antonio Sografi
Uraufführung: Florenz, Teatro degli Infuocati in via del Cocomero - 1814

Daraus: Verter! - Carlotta! / Ingiusto il cor mi laceri
Rezitativ und Duettino aus dem 1. Akt (Bestandteil von Finale Nr. 7)
Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Wertheriade 14
In italienischer Sprache
Letzte nachgewiesene Aufführung: 1829

Besetzung:

Carlotta: Mezzosopran / Sopran, Verter: Tenor, 1 Violine, 1 Viola, 1 Violoncello, 2 Flöten, Klarinette, Klavier

Inhalt:

Verter kommt, um Carlotta zu sehen. Es kommt zum Schlagabtausch der Gefühle: Sie bittet ihn, von weiteren Besuchen abzusehen, worauf er durchblicken lässt, dass er mit dem Gedanken an Selbstmord spielt.

Der Komponist:

Carlo Coccia wird in Neapel geboren und ist gut mit Rossini befreundet. Als Opernkomponist steht er tragischerweise ein Leben lang im Schatten der Welterfolge seines Freundes. 1820 emigriert Coccia nach Lissabon, wo er als Komponist und Dirigent am Teatro Sao Carlos arbeitet. 1824 wird er Musikdirektor am King's Theatre in London, kehrt aber 1828 nach Italien zurück und wird 1840 zum Domkapellmeister in Novara berufen - ein Posten, den er bis zu seinem Lebensende behält.
Sein Oeuvre gliedert sich in zwei stilistische Blöcke: Die Opern vor seiner Abreise nach Portugal orientieren sich am musikalischen Vorbild Rossinis. Nach seiner Rückkehr aus London findet Coccia zu einem eigenständigen musikalischen

Zur Werkgeschichte:

Bezogen auf den Briefroman stellt die hier präsentierte Szene eine inhaltliche Synthese aus dem Brief vom 10. September (zu Ende des Ersten Buches), dem Brief vom 20. Dezember und der Begegnung vom 21. Dezember zwischen Lotte und Werther (aus dem Zweiten Buch) dar. Durch textliche Entsprechungen in Blanginis Kantate entstehen spannende dramaturgische Wechselwirkungen innerhalb des Pasticcio.
Coccias Dramma per Musica verkörpert ein hochinteressantes und eigenständiges Kapitel italienischer Werther-Rezeption und folgt einem anderen narrativen Muster als Goethe: Carlotta und Albert sind verheiratet und haben Kinder. Der verzweifelte Verter versucht sich zu vergiften, wird aber von seinem Diener gerettet und begibt sich anschließend auf eine lange Reise - der Frieden im Hause Kestner ist wieder hergestellt.
Die Vorlage zu dieser Oper liefert 1794 der italienische Schriftsteller Antonio Sografi (1759-1818) mit der oben erwähnten Commedia. Sie beeinflusst die Werther-Rezeption in Italien über Jahre, wird recht häufig gespielt und mehrfach vertont. Die Wiederentdeckung von Coccias Carlotta e Verter im vorliegenden Projekt ist ein Meilenstein in der Neuerschließung des Opernschaffens des frühen 19. Jahrhunderts rund um den Themenkomplex Werther.




Karl Vollweiler
TRIO CONCERTANT SUR DES THÈMES ITALIENS - Op. 15:
Moderato / Più animato
(nach: Gaetano Donizetti - Lucrezia Borgia, Era desso il figlio mio -
Aria finale / Schlussarie)

Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14
mehr zum Komponisten und zum Werk

Karl Vollweiler (1813-1846)
Trio concertant sur des thèmes italiens pour Piano-Forte, Clarinette et Violoncelle
Konzertantes Trio auf italienische Themen für Klavier, Klarinette und Violoncello

Erstveröffentlichung Hamburg/Leipzig - ca. 1846

Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14
Weitere Aufführungsdaten: unbekannt

Der Komponist:
Karl Vollweiler wird 1813 in Hanau geboren. Je nach Quelle sind alternativ Frankfurt a.M. oder Offenbach als mögliche Geburtsorte überliefert. Gesichert ist, dass er seine Jugend in Hanau verbringt. Er wird Schüler seines Vaters, des Cellisten und Klavierlehrers Johann Georg Vollweiler (der ebenfalls Ferdinand Hiller unterrichtet). Der junge Karl entpuppt sich als begabter Pianist und gibt in Frankfurt und im Umland Konzerte. 1835 lässt er sich in St. Petersburg nieder. Dort trifft er Franz Liszt, der Vollweiler zutiefst beeindruckt. Die beiden Musiker freunden sich an. 1847 will Karl seinen kranken Vater in Deutschland besuchen und erfährt während der Reise von dessen Tod. Seelisch zerrüttet kommt er im Januar 1848 in Heidelberg bei seiner Schwester an und stirbt kurz darauf. Sein kompositorisches Oeuvre wird heute nicht mehr gespielt. überliefert sind mehrere Lieder, Kammerstücke, darunter drei Klaviertrios sowie verschiedene Salonkompositionen.
Der Nachruf in der Leipziger Allgemeinen Musikzeitung Nr.30 vom Juni 1848 charakterisiert Vollweilers Schaffen "durch tiefe innige Empfindung, [...] und eine bis in die letzten Details gehende, sorgfältige Ausarbeitung" und empfiehlt zum Schluss: "Möchte sich doch ein Verleger entschließen, das Beste von Vollweilers nachgelassenen Werken herauszugeben. Er würde gewiss den Dank Vieler gewinnen." Die Empfehlung von 1848 hat bis ins Jahr 2014 nichts von ihrer Aktualität verloren.

Zur Werkgeschichte:
Das Trio concertant auf italienische Themen für Klavier, Klarinette und Violoncello könnte man auch mit Donizetti meets Hanau übertiteln, denn das Werk verarbeitet effektvoll Themen aus populären Opern des Meisters aus Bergamo. Es findet seinen Ursprung in den beliebten, potpourriartigen Salonbearbeitungen des 19. Jahrhunderts, wie sie bei Privat- und Hauskonzerten zur Aufführung kommen. Es handelt sich um einen internationalen und lukrativen, von kommerziellen Gesetzmäßigkeiten diktierten Markt, den selbst die gefeiertsten Komponisten dieser Zeit, wie Rossini oder Donizetti, persönlich mit ihren Salonstücken bedienen. Vollweilers Trio paraphrasiert in eigenwilliger und origineller Weise Themen aus Donizettis bekanntesten Opern der Zeit: Lucrezia Borgia (1833), Lucia di Lammermoor (1835) und La Favorite (1840) und setzt sie in völlig neue, unerwartete musikalische Zusammenhänge.




Felice Blangini
WERTHER - Cantate à Voix seule avec accompagnement de Piano ou Harpe
Kantate für eine Stimme mit Klavier- oder Harfenbegleitung
Libretto: Luigi Balocchi
Kadenzen: Mark Pogolski

Szenische Uraufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14

mehr zum Komponisten und zum Werk

WERTHER
Cantate à Voix seule avec accompagnement de Piano ou Harpe
Salonkantate für eine Stimme mit Klavier- oder Harfenbegleitung
von Felice Blangini (1781-1841)

Libretto: Luigi Balocchi (1766-1832)

Konzertante Uraufführung: Kassel 1813
Veröffentlichung: Paris, Chez l'Auteur, n.d.

Szenische Uraufführung im Rahmen der Wertheriade 14

Besetzung:
Werther: Tenor, Klavier

Inhalt:
Der dramatische Monolog paraphrasiert die letzten Momente in Werthers Leben: Der Protagonist erhofft sich im Paradies ein Wiedersehen mit seiner geliebten, für ihn unerreichbaren Charlotte.
Der Komponist selbst bezeichnet die Kantate in seiner Autobiographie als "Werthers Schwanengesang, eine halbe Stunde vor seinem Tod".

Der Komponist:

Felice Blangini, in Turin geboren, gilt als eine der schillerndsten Komponistengestalten der napoleonischen Ära. Musikhistorisch ist er jener spannenden übergangsepoche zwischen der Klassik und dem aufblühenden Zeitalter des Belcanto zuzuordnen. Zunächst wird Blangini vom bayerischen König Maximilian I. Joseph als Hofkapellmeister nach München engagiert und findet dadurch erstmals Eingang in die deutsche Musikgeschichte. Anschließend ernennt ihn Pauline Bonaparte - Napoléons Schwester - zum Directeur de sa musique und geht mit ihm eine Liaison ein. Napoléon setzt der Affäre ein Ende und arrangiert für den Komponisten von 1809-1813 unter Jérôme Bonaparte ein Engagement als Generalmusikdirektor in Kassel - in der Hauptstadt des neugeschaffenen Königreichs Westphalen, wo Blangini fünf seiner Opern uraufführt. Unter ihm entwickelt sich die Hofkapelle zu einem der größten und angesehensten Orchester Deutschlands. Seine Karriere ist ein typisches Beispiel für das kosmopolitische kulturelle Selbstverständnis im napoleonisch geprägten Europa vor dem Erwachen nationaler Strömungen. Interessanterweise fällt Blanginis Amtszeit in Kassel exakt mit Napoléons wiederholten Versuchen zusammen, Goethe als Dichter nach Paris zu locken.

Zur Werkgeschichte:

Der anspruchsvolle Monolog bildet das Kernstück des vorliegenden Projektes. 1813, bei der erfolgreichen konzertanten Premiere von Blanginis Werther in Kassel, singt der Komponist selbst den Solopart. Im Publikum befindet sich - Blanginis Autobiographie zufolge - Goethes Lotte, Charlotte Kestner-Buff, die eigens aus Hannover angereist ist, um das Stück zu hören. Aus diesen historischen Tatsachen ergibt sich für das Projekt eine bestechende Konsequenz: die szenische Uraufführung der Kantate an einem hessischen Theater - im Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Um 1813 sind Selbstmorde als dramatisches Element auf Opernbühnen - noch dazu eines bürgerlichen Protagonisten - weit davon entfernt, von den Zensurbehörden toleriert zu werden. Demnach m u s s  das Ende von Blanginis Kantate ein Publikum aus dieser Zeit zwangsläufig in Aufruhr versetzen: In seinem nackten Realismus und der kompositorischen Abruptheit steht das Werther-Finale in jener musikgeschichtlichen Epoche einzigartig da. Erst Rossinis Otello konfrontiert die Zuhörer 1816 erneut mit einem musikalisch ähnlich brutalen Schluss. Blanginis verstörendes Finale kann ein Hinderungsgrund für eine weitergehende Verbreitung der musikalisch außergewöhnlich intensiven Kantate gewesen sein.
Der Komponist und sein Librettist Luigi Balocchi halten sich als einziges Kompositionsteam des Primo Ottocento exakt an die Romanvorlage und verleihen dem Schicksal von Goethes Protagonisten beklemmende musikdramatische Gestalt. Alle anderen geläufigen Werther-Vertonungen dieser Zeit, von Rodolphe Kreutzer (1792) über Vincenzo Pucitta (1802) bis Carlo Coccia (1814) präsentieren ein Lieto fine und folgen einem anderen Handlungsmuster als Goethe.
Blanginis autographe Orchesterpartitur ist bis heute unveröffentlicht (eine einmalige konzertante Aufführung erfolgte 2001), sie wird in der Bibliothek der Accademia Filarmonica in Turin aufbewahrt. Gedruckt und verlegt ist nur die vorliegende Fassung aus dem 19. Jahrhundert für Klavier- / Harfenbegleitung zum Salongebrauch.




Saverio Mercadante
IL SOGNO - Melodia / Arie
Libretto: Giuseppina Guacci
Kadenzen: Mark Pogolski

Szenische Uraufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14

mehr zum Komponisten und zum Werk

Il Sogno (Der Traum)

Melodia von Saverio Mercadante (1795-1870)

Libretto: Giuseppina Guacci - o.J.

Erstveröffentlichung: Mailand, Lucca - 1842

Szenische Uraufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14 In italienischer Sprache

Besetzung:
Solostimme (Sopran - "Carlotta"), obligates Violoncello, Klavier

Inhalt:
Die Protagonistin erwacht brutal aus einem Traum, in dem sie ihren Geliebten in ihre Arme schließen durfte. Sie wird gequält durch die Einsicht, dass die Realität ihr dieses Glück für immer versagen wird.

Der Komponist:

Saverio Mercadante
stammt aus Apulien und studiert in Neapel Komposition. Er entwickelt sich zu einem der eigenwilligsten und angesehensten italienischen Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts und schreibt in einem individuellen, unverkennbaren Stil.
Dieser zeichnet sich aus durch eine einzigartige Begabung für eine exquisite Klangdramaturgie mit delikaten Instrumentenkombinationen und spannenden Harmonien. Dazu gesellt sich, mit zunehmender Reife, der konsequente Verzicht auf überkommene formale Konventionen der Belcanto-Oper. Franz Liszt schätzt ihn als einer der besten und bemerkenswertesten Komponisten seiner Zeit. Er ist mit dem - ebenfalls im Programm der Wertheriade 14 vertretenen - Wiener Komponisten und Pianisten Franz Schoberlechner und dessen Frau, der Sopranistin Sofia befreundet. Für die Sängerin schreibt Mercadante einige namhafte Hauptrollen, darunter die Elaïsa in der Oper Il giuramento (Der Schwur).

Zur Werkgeschichte:

Il Sogno wird 1842 veröffentlicht und muss nach der Uraufführung seiner Oper La vestale (1840) entstanden sein. Die Melodia (de facto eine komplette musikdramatische Szene mit einem zweiminütigen Preludio für Solocello und Klavier) kondensiert beispielhaft Mercadantes musikalische Stilelemente: Den Part des namenlosen Geliebten übernimmt das obligate Cello. Es artikuliert die Klage dessen, dem das Glück der Liebe in der Realität verwehrt bleibt. Diesem Lieblingsinstrument Goethes kommt im vorliegenden Projekt eine besondere Bedeutung zu.
Zufall, Vorbild oder Inspiration - der Text stellt praktische eine wort- und inhaltsgetreue übertragung von Werthers "Brief vom 21. August" aus dem Ersten Buch des Romans dar. Die Melodia entwickelt sich nach der Veröffentlichung schnell zu einem Verkaufsschlager und zirkuliert schon kurz darauf in mehreren Transkriptionen für unterschiedliche Stimmlagen und Begleitinstrumente auf dem Notenmarkt.




* * *

Zweiter Teil:

Franz Seraph Destouches
TURANDOT - Op. 15: Marche lugubre

Ferdinando Paër
ELOISA E ABELARDO AGLI ELISI
Cantata a due voci / Kantate für zwei Stimmen
Libretto: anonym
Für dieses Projekt verwendete Notenabschrift:
Manuskript Per uso del Dilettante D. Michele Cuoco, Napoli 1810
Transkription / Musikwissenschaftliche Betreuung: Amalio González Sánchez
Kadenzen: Gustavo Sánchez

Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14

mehr zum Komponisten und zum Werk

Eloisa e Abelardo agli Elisi (Héloïse und Abélard im Elysium)

Cantata a due Voci / Kantate für zwei Stimmen von
Ferdinando Paër (1771-1839)

Libretto: anonym

Überlieferte historische Aufführungen:
25.5.1805 - Triest, Teatro Grande, 12.2.1811 - Paris, Palais des Tuileries,
4.5.1825 - London, Privatkonzert bei J. Cazenove

Erstveröffentlichung: Wien, Artaria - ca. 1798

Als Arbeitsbasis für dieses Projekt verwendete Notenabschrift:
Manuskript Per uso del Dilettante D. Michele Cuoco, Napoli - 1810
Transkription / Musikwissenschaftliche Betreuung: Amalio González Sánchez

Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14
In italienischer Sprache

Besetzung:
Eloisa: Sopran, Abelardo: Tenor, Schatten: Tänzer,
Instrumentalensemble: Violine, Viola, 2 Flöten,
Inhalt:
Geleitet von namenlosen Schatten begegnen sich die Seelen von Héloïse und Abélard im Paradies wieder und vereinen sich für immer.

Der Komponist:

Ferdinando Paër
wird in Parma geboren, sein Vater ist Hornist am dortigen Hoftheater. 1797 geht er nach Wien, wo er bis 1802 lebt, am Kärntnertortheater und für Kaiserin Maria-Theresia von Neapel-Sizilien als Komponist arbeitet. Anschließend wird er sächsischer Hofkomponist und Kapellmeister der italienischen Oper in Dresden.
Dort begeistert sich Napoléon Bonaparte für Paërs Musik, schnappt ihn dem sächsischen König Friedrich August gegen ein stattliches Gehalt weg und überzeugt den Komponisten während des Feldzugs gegen die Preußen, ihm nach Paris zu folgen. Paër wird Napoléons Hofkomponist par excellence und musikalischer Leiter am Théâtre-Italien.
Er schreibt an die 30 Salonkantaten. Zu seinen Lebzeiten gehört er in ganz Europa, speziell aber im mitteleuropäischen Kulturraum, zu den meistgespielten und populärsten Opernkomponisten.

Zur Werkgeschichte:

Eloisa ed Abelardo wird ab ca. 1798 als Kantate mit Klavierbegleitung u.a. in Wien, Bonn und Paris von verschiedenen Verlagen publiziert. Europaweit existieren außerdem mehrere Transkriptionen von dritter Hand für jeweils unterschiedliche Instrumentalbesetzungen. Die dem vorliegenden Projekt zugrunde liegende Handschrift ist um 1810 für den neapolitanischen Gerichtsbeamten Michele Cuoco entstanden.
Die Musikwissenschaftlerin Carmela Bongiovanni bezeichnet Eloisa aufgrund der breiten Streuung der überlieferten Partiturkopien als Paërs erfolgreichste Salonkantate.
Das Journal de l'Empire vom 16.2.1811 berichtet explizit von der Uraufführung der Kantate am 12.2.1811 im Palais des Tuileries in Anwesenheit Napoléons. Diese Darstellung ist fraglich, da eine italienische Partitur am Teatro Grande in Trieste eine weitere Aufführung am 25.5.1805 verzeichnet.

.....................




Johann Nepomuk Hummel
TRIO - Op. 78 für Flöte Cello und Klavier

Daraus: Variationen VI & II

mehr zum Komponisten und zum Werk

Johann Nepomuk Hummel (1778-1837)

Trio für Flöte, Violoncello und Klavier, Op. 78
Variationen VI & II


Erstveröffentlichung: Wien - ca. 1818

Der Komponist:

Johann Nepomuk Hummel
verbindet im Sinne einer spielerischen Schlagwortkategorisierung dieses Projektes die "Wiener Klassik" mit der "Weimarer Klassik":
Der Komponist, Zeit seines Lebens als Klaviervirtuose gefeiert, wird 1804 Haydns Nachfolger in Eisenstadt, 1811 vom Fürsten Nikolaus II. Esterházy aber unehrenhaft aus seinen Diensten entlassen. 1819, ein paar Jahre später, findet er seinen Weg als Hofkapellmeister nach Weimar. Mit Goethe ist er persönlich bekannt und befreundet. Im Rahmen des Briefwechsels zwischen dem Dichterfürsten und Zelter findet der Komponist sogar Eingang in die Weltliteratur.
In Weimar erwirbt er sich als Klavierpädagoge außerordentlichen Ruhm: Zu seinen Schülern zählen Henselt und Thalberg, aber auch Ferdinand Hiller - genau so wie vorher in Eisenstadt Franz Schoberlechner. Hummel, heimlicher "Doyen" unter den Komponisten dieser Wertheriade, steht, gemeinsam mit seinen beiden Schülern, exemplarisch für das Anliegen dieses Projektes, musikhistorische Fakten und Netzwerke nicht nur zu dokumentieren, sondern auch als emotionelles und sinnliches Klangerlebnis zu vermitteln.

Werkgeschichte:

Das Trio Op.78 entsteht während Hummels Weimarer Zeit als Hofkapellmeister und bildet somit einen musikhistorischen Antipoden zu den Variationen Op.40 aus den Eisenstädter Jahren im ersten Teil dieses Programms. Ein Blick auf die Satzstruktur des Werkes bestätigt, dass es sich dabei im Prinzip um eine Sammlung von sieben Variationen mitsamt Introduktion und Thema handelt, denen der Komponist einen zyklischen Rahmen gegeben hat. In seiner Wiener Erstpublikation trägt Op. 78 den Titel Adagio, Variationen und Rondo über ein russisches Thema für das Piano-Forte, Flöte und Violonzell [sic]. Das "russische Lied" heißt Schöne Minka und inspiriert auch Carl-Maria von Weber zu Klaviervariationen. Hummels Trio ist der niederösterreichischen Pianistin Katharina von Mosel gewidmet.




Franz Schoberlechner
IL CONTADINO FORTUNATO
Scena lirica / Lyrische Szene von Giovanni Giraud
Keine Aufführung nachgewiesen
Transkription / Musikwissenschaftliche Betreuung: Andrés G. Diez Blanco
Instrumentierung und Kadenzen: Mark Pogolski
Spielleitung: Hannes Köpke

Uraufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14

mehr zum Komponisten und zum Werk

Il Contadino Fortunato (Der glückliche Bauer)
Scena lirica / Lyrische Szene (Kantate für zwei Stimmen) von
Franz Schoberlechner (1797-1843)

Libretto: Giovanni Giraud (1776-1834), als Scena lirica u.a. veröffentlicht in: Versi per Musica, Opere edite ed inedite del Conte Giovanni Giraud, Tomo decimoquarto, Rom 1842
Uraufführung und weitere Aufführungsdaten: unbekannt
Unveröffentlicht, Manuskript - o.J.

Uraufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14
In italienischer Sprache

Besetzung:
Matilde: Sopran, Giannetto: Tenor, Violine, Viola, Violoncello, Flöte 1, Flöte 2, Klarinette
Transkription / Musikwissenschaftliche Betreuung: Andrés G. Díez Blanco Instrumentierung: Mark Pogolski

Inhalt:
Dank ihrer Liebe zu Gesang und Musik entwickeln zwei junge Leute Gefühle füreinander.

Der Komponist:

Franz Schoberlechner wird als Sohn eines Hemdenhändlers und Musikliebhabers in Wien geboren. Mit sechs Jahren erhält er seinen ersten Klavierunterricht und wird Johann Nepomuk Hummels einziger Schüler in Eisenstadt. Er entpuppt sich als "Wunderkind": Im Alter von 10 Jahren debütiert er in Wien als Pianist mit einem Klavierkonzert, das Hummel eigens für seinen Schüler komponiert hat. Schoberlechner macht eine internationale Karriere als Klaviervirtuose.
Parallel dazu arbeitet er als Komponist und wird 1818 Hofkapellmeister bei der Herzogin von Lucca, Maria Luisa von Spanien. Diesen Posten behält er vier Jahre. Danach macht er sich vor allem mit Salon- und Kammerkompositionen sowie als Klaviervirtuose einen Namen.
Während einer Konzertreise lernt er die Sopranistin Sophie dall'Oca kennen. Sie wird seine Frau und schreibt als Sofia Schoberlechner Operngeschichte: Etliche italienische Komponisten kreieren Rollen für die gefeierte Sängerin, so beispielsweise der mit den Schoberlechners befreundete Saverio Mercadante.

Zur Werkgeschichte:

Das Deckblatt des undatierten Manuskriptes von Il Contadino Fortunato weist Schoberlechner als Maestro di Capella Di S:M: La Regina Maria Luisa, Infante di Spagna, Duchessa di Lucca aus. Es muss demnach zwischen seiner Ernennung zum Hofkapellmeister am 8.12.1818 und 1821 entstanden sein, die Niederschrift lässt sich dank Schoberlechners autobiographischen Aufzeichnungen auf einen Zeitraum zwischen Dezember 1818 und 1820 eingrenzen. Nach ihrer Ernennung zur Herzogin von Lucca im Jahre 1817 baut Maria Luisa von Bourbon, Infantin von Spanien, in Lucca die Kultur eines Musenhofes aus. Dort existiert bereits eine namhafte Salonmusik-Tradition. Schoberlechners Vorgänger, Domenico Puccini (Giacomos Großvater), hat mehrere Salonkantaten komponiert, die alle Maria Luisa gewidmet sind. Auch Rossini und Donizetti widmen der Herzogin Kantaten, darunter das von I Virtuosi ambulanti e.V. 2008 sowie 2013 aufgeführte Duodrama Teresa e Gianfaldoni. Aufführungen von Il Contadino Fortunato sind durch historische Quellen nicht überliefert. Girauds Text wird erstmals 1816 in Florenz als Scena lirica in der Sammlung Teatro domestico veröffentlicht. Im Untertitel umreißt der Autor die Intention dieser dramatischen Miniatur: "da rappresentarsi senza decorazione scenica per divertimento delle conversazioni [...]". Girauds Zielsetzung einer Aufführung des Werkes ohne Bühnenbild entspricht in idealer Weise dem vorliegenden Projekt.




Gaetano Donizetti
GIANNI DA CALAIS
Melodramma semiserio von Domenico Gilardoni

Daraus: Addio nembi
Scena finale - Aria / Schlussszene - Arie
Von Donizetti nachträglich für den Tenor Giovanni Battista Rubini komponiert
Instrumentierung und Kadenzen: Mark Pogolski
Spielleitung: Hannes Koepke
Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der Akademie Wertheriade 14

mehr zum Komponisten und zum Werk

Gianni da Calais

Melodramma semiserio von Gaetano Donizetti

Libretto von Domenico Gilardoni (1798-1831)

Uraufführung: Napoli, Teatro del Fondo - 1828

Daraus: Addio nembi
Scena finale - Aria / Schlussszene - Arie

Von Gaetano Donizetti nachträglich für den Tenor Giovanni Battista Rubini komponiert Erstveröffentlichung: Paris, Pacini - 1834

Zeitgenössische Erstaufführung im Rahmen der
Wertheriade 14

In italienischer Sprache

Besetzung:
Verter: Tenor, 2 Violinen, 1 Violoncello, 2 Flöten, Klarinette, Klavier

Inhalt:
Ein Korsar nimmt Abschied vom stürmischen Leben und seinen Heldentaten, um das wohlverdiente Glück im Kreise seiner Lieben zu genießen.

Der Komponist:

Von Gaetano Donizetti (1797-1848), dem Großmeister der romantischen Oper in Italien, gibt es immer noch geheimnisvolle Operntitel zu entdecken, die bis heute nicht wieder aufgeführt worden sind. Einer davon ist die Seeräubergeschichte Gianni da Calais, die schon zu Lebzeiten des Komponisten nicht zu seinen rauschendsten Erfolgen gehörte.

Zur Werkgeschichte:

Die Rezeptionsgeschichte von Gianni da Calais (in anderen Quellen auch Gianni di Calais) im 19. Jahrhundert lässt sich im Wesentlichen auf drei Produktionen eingrenzen: Die Uraufführung 1828 in Neapel, eine Reprise im Jahr 1830 in Mailand, bei welcher der Tenor Giovanni Battista Rubini erstmals den Titelhelden singt und eine Neuproduktion am Pariser Théâtre Italien während der Saison 1833/34, wiederum mit Rubini als Protagonist. Aus Anlass dieser Produktion komponiert Donizetti für den berühmten Tenor ein neues Rondò-finale, Addio nembi, welches 1834 in Paris in einer Salontranskription für Stimme und Klavier veröffentlicht wird. Diese Publikation bildet die Grundlage für die Wiederaufführung im Rahmen des vorliegenden Projektes.



Hoch zum Anfang des Programmes    



In Zusammenarbeit mit der Ballett-Akademie der Musikhochschule für Musik und Theater München

In musikwissenschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Centro Superior de Investigación y Promoción de Música der Unversidad Autónoma Madrid
uni-madrid   uni-madrid