Die Herzogin von Guise
(Caterina di Guisa)
Oper in zwei Akten von Carlo Coccia (1782-1873),
Libretto von Felice Romani
Nach dem Drama Heinrich III. und sein Hof von Alexandre Dumas père
Zeitgenössische Erstaufführung der Originalfassung von 1833
In italienischer Sprache
À propos ...:
Eine Wiederentdeckung - nach über 180 Jahren weltweit zum ersten Mal wieder in ihrer originalen Fassung: ein Füllhorn musikalischer Juwelen und ein einzigartiges Belcanto-Fest, nicht nur für Kenner!
Die Oper ist von flammender Aktualität: ein Aufschrei gegen die Verrohung des zwischenmenschlichen Umgangs in einem Alltag fortschreitender politischer und religiöser Radikalisierung.
Paris, sechs Jahre nach dem Massaker der Bartholomäusnacht ...:
Der französische König setzt auf Versöhnung zwischen Katholiken und protestantischen Hugenotten. Der Herzog von Guise, ein katholischer Fanatiker bekämpft jedoch die liberale Politik mit sämtlichen Mitteln und schafft alle aus dem Weg, die seiner Ideologie im Wege stehen. Dafür instrumentalisiert er sogar die eigene Frau - mit fatalen Folgen ...
In einem religiös und machtpolitisch total verkommenen Umfeld greifen die blutigen Mechanismen von Fanatismus, Hass und Repression erneut und erbarmungslos ineinander. Ein alptraumhafter Krimi gipfelt in einem historisch verbürgten Mord, der bis zum heutigen Tag nicht aufgeklärt ist ...
Mit ein Grund, warum Hessen im 16. und 17. Jahrhundert zum hoffnungsvollen Fluchtpunkt und Transitraum hugenottischer Flüchtlinge wird und warum 1597 protestantische Migranten die Hanauer Neustadt und 1699 Neu-Isenburg gründen, und sich außerdem ab 1685 auch in Bad Homburg niederlassen.
Dominiert wird das Geschehen von einer der grossen Frauengestalten der französischen Renaissance, der deutschstämmmigen Katharina von Kleve, Herzogin von Guise: Sie spielt im Zusammenhang mit den Hugenottenkriegen eine entscheidende politische Rolle.
Mit dem Scharfblick seiner Zeit gestaltet Alexandre Dumas aus den Ereignissen um den Mord am Grafen von San Megrino ein faszinierendes Historienbild von schonungsloser Aktualität. Felice Romani macht daraus einen Psycho-Krimi und Carlo Coccia krönt ihn mit einer hochemotionellen Musik, die hart am Puls der Gegenwart schlägt.
Die Uraufführung der Oper an der Mailänder Scala im Jahr 1833 wird für den Komponisten zum Triumph seines Lebens:
Carlo Coccia, Zeitgenosse von Gioacchino Rossini und Gaetano Donizetti wurde von I Virtuosi ambulanti 2014 in Hanau und Bad Homburg, im Rahmen der Wertheriade für Deutschland neuentdeckt. Jetzt kehrt er mit seinem Meisterwerk an die Orte seiner Wiederentdeckung zurück.
Die Herzogin von Guise entwickelt sich im 19. Jahrhundert in Italien zu einem Repertoirestück und wird - landauf landab - in kleinen und kleinsten Theatern gespielt.
Dieser Tatsache folgen I Virtuosi ambulanti und präsentieren die Oper in einer Orchestrierung, die am historischen Vorbild der fahrenden Operntruppe August Pichlers inspiriert. Der bereist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit seinem Ensemble den Nordwesten Deutschlands. 1832 präsentiert er beispielsweise in Münster/Westfalen Boieldieus komische Oper Die weisse Dame mit einem Ensemble von 14 Musikern. Viele seiner historischen Instrumentalbearbeitungen haben sich bis heute erhalten.
Ausserdem wird die Produktion vom Ensemble nach den Erkenntnissen historisch informierter Aufführungs- und Verzierungspraxis einstudiert. So wird die Neuentdeckung der Herzogin von Guise zu einem Referenzprojekt für die Bespielung kleiner und intimer historischer Theaterbauten.
Nach den erfolgreichen Erfahrungen mit der Wertheriade ist diese Inszenierung erneut nach dem Prinzip einer Accademia konzipiert: Talentierte junge Künstler, Studierende und Schüler sammlen Seite an Seite mit international tätigen Profis wichtige Erfahrungen für ihre berufliche Zukunft. Mit von der Partie sind diesmal auch Schüler aus hessischen Musikschulen.
Für einige Interpreten stellt Die Herzogin von Guise - aus dem Blickpunkt ihrer mittlerweile erfolgreich angelaufenen internationalen Karriere - eine Rückkehr zu den eigenen Anfängen bei I Virtuosi ambulanti dar.
Andere wiederum beschäftigen sich bereits seit einem Jahr mit dieser Oper:
Sie haben im Sommer 2016, im Rahmen einer Masterclass in Zusammenarbeit mit dem Casalmaggiore International Music Festival, schon Teile der Oper einstudiert:
Von der Herzogin von Guise gibt es zwei grundlegend verschiedene Fassungen. Für eine Produktion in Turin im Jahr 1836 schreibt Carlo Coccia das Werk quasi neu.
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