Deutsche Erstaufführung
Das Werk, ein Referenzbeispiel für das musikalische Genre Salonkantate,
entstand wahrscheinlich um 1821, zu einer Zeit, als Donizetti noch den
stilistischen Kompositionsidealen seines Lehrers
Johann Simon Mayr verpflichtet war.
Es wurde vom römischen Musikverlag
Ratti e Cencetti gedruckt und vertrieben und dürfte sich um Donizettis
erstes publiziertes Werk überhaupt handeln.
Die Kantate thematisiert eine historische Begebenheit, die sich am 30.5.1770
in Irigny bei Lyon ereignete: Am Altar einer Hauskapelle begehen zwei
Liebende Doppelselbstmord, weil der Vater des Mädchens deren Beziehung
nicht akzeptiert.
Die Tragödie erregte europaweit Aufsehen und wurde umgehend literarisch verarbeitet:
Der Schriftsteller Jean-Jacques
Rousseau logierte zur Tatzeit des Unglücks zufälligerweise
in Lyon im Hotel der Eltern des Mädchens. Er verfasste eine berührende
Grabinschrift für die unglücklichen Liebenden.
Voltaire
erwähnte den Vorfall detailliert in einer Neuausgabe seines Dictionnaire
Philosophique, und der französische Schriftsteller
Nicolas-Germain
Léonard machte 1783 das Paar zu den Protagonisten seines Romans
Briefe zweier Liebender aus Lyon. Donizettis Kantate basiert
auf einer italienischen Adaption dieses Romans.
Das
Duodrama, ein musikalisch in sich geschlossenes Werk, ist formal aufgebaut
wie der Schlussakt einer tragischen Oper. Es dokumentiert das letzte Treffen
der Liebenden und die Endgültigkeit ihres Entschlusses, ihrem Leben ein
Ende zu setzen.
Francesco
Florimo (1800-1888), ein italienischer Musikbiograph, berichtet in seiner
Anthologie La scuola musicale di Napoli (1880) von einer konzertanten
Privataufführung von Teresa e Gianfaldoni im Jahre 1821 in Mantua.
Konzertmitschnitt:
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Donaukurier, No. 274, 24 November 2008 / Artikel von Jesko Schulze-Reimpell
Donaukurier/Kultur
Prof. Alexander Weatherson über die Aufnahme von Teresa e Gianfaldoni
und Canto XXXIII anlässlich der Konzerte im Stadttheater Ingolstadt
von Gaetano Donizetti
Text: Dante Alighieri
Das Werk, ein wunderbares Beispiel für die musikalische Gattung der Salonkantate,
ist eine Vertonung des 33. Gesanges aus der Hölle von Dante Alighieris Göttlicher
Komödie. Es wurde erst 1843, lange nach seiner eigentlichen
Niederschrift 1828 publiziert und ist ein Stück vertonte Weltliteratur.
Der formal eigenwillig komponierte Monolog ist dem Bassisten Luigi Lablache gewidmet. Es ist kein Zufall, dass Donizetti den Canto
XXXIII 1828 zur selben Zeit verfasste, als Luigi Lablache eine andere
Oper des Komponisten, L'esule di Roma - Der Verbannte von Rom
bei ihrer Uraufführung in Neapel zum Sensationserfolg machte.
Dante erinnert im 33. Gesang an einen historischen Vorfall: Er dokumentiert
das grausame Ende des Statthalters von Pisa,
Ugolino della Gherardesca. Dieser wurde 1289, nach einem niedergeschlagenen
Aufstand, von seinem mächtigsten politischen Gegner mitsamt seinen Söhnen
und Enkeln in einen Turm gesperrt. Der Turmschlüssel wurde in den Arno
geworfen und die Gefangenen dem Hungertod überlassen.
Der Dichter lässt den greisen Protagonisten seine Söhne und Enkel überleben,
und ihn im verzweifelten Kampf gegen den unausweichlichen Tod zum Kannibalen
werden. Auf diese Tragödie geht der Begriff Hungerturm zurück.
Die Ugolino-Episode aus dem 33. Gesang der Hölle wurde in der italienischen
Musikgeschichte auch von anderen Komponisten vertont: 1805 von Niccolò Zingarelli sowie um 1834 als Solokantate für Bariton mit Klavierbegleitung
von Francesco Morlacchi.
Konzertmitschnitt:
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Donaukurier, No. 274, 24 November 2008 / Artikel von Jesko Schulze-Reimpell
Donaukurier/Kultur
Prof. Alexander Weatherson über die Aufnahme von Teresa e Gianfaldoni
und Canto XXXIII anlässlich der Konzerte im Stadttheater Ingolstadt